Telekom-Glasfaser: Klare Linie für den Netzausbau

Die Telekom macht unmissverständlich deutlich: Beim Glasfaser-Ausbau verfolgt der Konzern weiterhin seine eigenen Spielregeln – auch wenn es Kooperationen gibt, bestimmen die Bonner die Bedingungen. Gleichzeitig gibt es in München ein Pilotprojekt mit einer besonderen Glasfaser-Dose, die zwei getrennte Anschlüsse ermöglicht.

Eigenständiger Ausbau als Kernstrategie

Rodrigo Diehl, Deutschland-Chef der Telekom, stellte bei der Präsentation einer Kooperation mit den Stadtwerken München (SWM) und deren Tochter M-net klar:

  • Kooperationen ja – aber nur nach Telekom-Vorgaben.
  • Passive Vorleistungen, also die einfache Vermietung brachliegender Leitungen, lehnt die Telekom strikt ab.
  • Stattdessen setzt man auf das bekannte Bitstream-Modell, das Wettbewerbern nur eingeschränkten Spielraum lässt.

Diehl verweist auf über 20.000 eigene Techniker, die Glasfaser quer durch Deutschland verlegen. Die Telekom sehe sich langfristig als Motor des Ausbaus, Kooperationen seien willkommen – solange sie dem Konzernmodell entsprechen. Derzeit gibt es bundesweit rund 50 Kooperationen, etwa die Hälfte davon läuft über die sogenannte Fiber-Plattform. Hier übernehmen regionale Partner den Ausbau, die Telekom den offenen Netzbetrieb – auch für Anbieter wie Vodafone, Telefónica oder 1&1.

München: Zwei Anschlüsse aus einer Dose

In München gibt es nun eine besondere Lösung:

  • Von den rund 650.000 bislang bis in den Keller (FTTB) erschlossenen Haushalten werden 550.000 Wohnungen auf FTTH umgerüstet.
  • Jede neue Anschlussdose hat zwei Ports: eine Leitung für M-net, eine für die Telekom.
  • Damit können die Haushalte selbst entscheiden, welchen Anbieter sie nutzen – bei physisch komplett getrennten Leitungen.

Parallel dazu baut die Telekom im Umland noch 300.000 zusätzliche Haushalte eigenständig aus. Hier bleibt es beim gewohnten Modell: kein Zugang zu passiver Infrastruktur, sondern ausschließlich Bitstream.

Hausbesitzer profitieren: Wer im SWM/M-net-Gebiet wohnt, kann seine Immobilie im Rahmen des Straßenausbaus kostenlos aufrüsten lassen. Allerdings gilt das nur bei rechtzeitiger Zustimmung – ein späterer Einzelanschluss wird deutlich teurer.

Kritik am Telekom-Modell

Der Wettbewerbsverband VATM übt scharfe Kritik:

  • In München entstehe der Eindruck, die Telekom setze durch Überbau-Drohungen ihre Bedingungen durch.
  • Gerade die Weigerung, das SWM/M-net-Netz einfach auf Bitstrom-Basis zu nutzen, habe M-net faktisch zum Deal gezwungen.

VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer warnt: Dieses Vorgehen könne langfristig den Wettbewerb im Glasfasermarkt schwächen und zu einer Neuauflage des Festnetz-Monopols führen. Deshalb fordert der Verband die Bundesnetzagentur und die Politik auf, regulierend einzugreifen.

Von Stivisoen

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