
Eine aktuelle Marktanalyse lässt aufhorchen: Ausgerechnet im Zukunftssektor Glasfaser könnte die Deutsche Telekom wieder in eine dominante Rolle schlüpfen – ähnlich wie zu Zeiten ihres alten Monopols.
Studie: Wettbewerb verliert, Telekom wächst
Der Telekommunikationsmarkt in Deutschland stand über Jahre hinweg unter starkem Wettbewerbsdruck. Doch laut einer neuen Studie von Dialog Consult im Auftrag des Verbands VATM verschiebt sich das Kräfteverhältnis erneut in Richtung der Telekom.
Besonders deutlich zeigt sich das im Geschäftskundenbereich: Während Wettbewerber jährlich durchschnittlich rund 8,3 Prozent Umsatz einbüßen, wächst die Telekom im selben Segment um etwa 4 Prozent. Aber auch im Privatkundenmarkt sieht es nicht besser aus: minus 0,5 Prozent bei der Konkurrenz, plus 3,6 Prozent bei der Telekom.
„Eigentlich müssten die alternativen Anbieter Marktanteile gewinnen und der ehemalige Monopolist verlieren. Doch genau das Gegenteil passiert“, erklärte Professor Peter Winzer bei der Vorstellung der Studie auf dem VATM-Sommerfest in Berlin.
Glasfaser-Markt: Ungleichgewicht statt fairer Wettbewerb
Besonders kritisch sei die Lage beim Glasfaserausbau. Im DSL-Bereich existiert ein gewisser Wettbewerb auf Augenhöhe. Bei Glasfaser hingegen tritt ein ganz anderes Bild auf: Wo die Telekom baut, erreichen andere Anbieter nur 3 bis 5 Prozent Marktanteil – verglichen mit über 40 Prozent im DSL-Markt.
Auch die Baupraxis sorgt für Diskussionen: Die Telekom setzt stark auf „Homes Passed“, also technisch erreichbare Haushalte, die jedoch nur selten aktiviert werden. Während Wettbewerber im Schnitt rund ein Viertel ihrer Anschlüsse tatsächlich vermarkten, liegt die Telekom nur bei etwa 15 bis 16 Prozent. Kritiker werfen ihr vor, Glasfaser zu verlegen, aber nicht aktiv zu verkaufen – während sie gleichzeitig weiter hohe Margen mit VDSL einstreicht.
Flickenteppich aus kleinen Anbietern
Der deutsche Glasfasermarkt ist zudem stark fragmentiert. Rund 300 Unternehmen mischen mit, davon haben etwa 200 weniger als 10.000 Kunden. Ein Flickenteppich, der zunehmend Konsolidierungsdruck erzeugt. Erste Zusammenschlüsse laufen bereits – oft mit der Telekom als Profiteur, etwa durch langfristige Pachtmodelle.
Geringe Akzeptanz bei Endkunden
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Nur rund 25 Prozent der erreichbaren Haushalte buchen tatsächlich Glasfaser. Gründe dafür sind vielfältig:
- Viele Nutzer sehen keinen unmittelbaren Mehrwert, wenn 50 Mbit/s für den Alltag reichen.
- Skepsis vor Umstellungsproblemen („Never change a running system“).
- Preise wirken hoch, da oft günstige Einsteigerbandbreiten fehlen.
- Wenig Wettbewerb durch Exklusivvermarktung.
Während der Mobilfunkmarkt vor Konkurrenzangeboten überquillt, bleibt Glasfaser vielerorts ein Angebot aus einer Hand. Für die Telekom bedeutet das Sicherheit und wenig Druck, den Umstieg von VDSL zu beschleunigen. Für Wettbewerber dagegen wächst der Druck: Ihre Netze müssen schnell ausgelastet werden, sonst drohen Refinanzierungsprobleme.

