
Das Ende der alten DSL-Technik ist beschlossene Sache. Unklar war bislang, wie der Wechsel zu Glasfaser konkret ablaufen soll – denn es gilt, technische Hürden, Verbraucherinteressen und den Wettbewerb gleichermaßen zu berücksichtigen. Nun hat das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) ein Eckpunktepapier vorgelegt.
Migration in zwei Phasen
Der Plan sieht einen schrittweisen Übergang vor:
- Freiwillige Migration – Kunden sollen zunächst überzeugt werden, freiwillig zu wechseln.
- Forcierte Umstellung – später können Anbieter Altverträge kündigen, ähnlich wie bei ISDN oder analogen Anschlüssen.
Als zeitlichen Rahmen schlägt das BMDS eine Drei-Jahres-Regel vor: Ist in einem Gebiet eine nahezu flächendeckende FTTH-Versorgung vorhanden, darf DSL spätestens nach drei Jahren abgeschaltet werden. Wo Glasfaser noch fehlt, müssen gleichwertige Alternativen wie Funklösungen angeboten werden.
Wichtig: Die Versorgung darf nicht schlechter werden als bisher. Billigprodukte mit Minimalbandbreiten oder reinen Telefontarifen sieht das Papier allerdings nicht mehr vor – entsprechende Angebote spielen ohnehin kaum eine Rolle.
Informationspflicht und praktische Probleme
Damit Verbraucher rechtzeitig Bescheid wissen, soll es klare Vorgaben zur Kundeninformation geben – von der Ankündigung bis zur finalen Abschaltung. Pilotprojekte zeigen aber: Falsche Kontaktdaten, verweigerter Zugang zu Gebäuden oder die Tatsache, dass Technikgrenzen nicht zu Gemeindegrenzen passen, erschweren die Umsetzung. Das BMDS kündigt hierfür Lösungen an.
Ein weiterer Punkt ist die Gebäudeverkabelung (NE4): Glasfaser nützt nichts, wenn sie nicht ins Haus kommt. Vor allem in Mehrfamilienhäusern blockieren Eigentümer oft den Zugang. Das Ministerium will rechtliche Anpassungen schaffen, um den Hausanschluss zu beschleunigen und Streitigkeiten zu verringern.
Regulierung und Wettbewerb
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) soll festlegen, nach welchen Kriterien ein Gebiet „abschaltfähig“ ist, wie die Kosten verteilt werden und wie fairer Wettbewerb gesichert bleibt. Entscheidend: Die Abschaltung soll netzbetreiberneutral erfolgen – also auch dann möglich sein, wenn nicht die Telekom, sondern ein Wettbewerber Glasfaser verlegt hat.
Zudem will der Bund im Breitbandatlas künftig genau erfassen, wo Glasfaser nicht nur anliegt („Homes Passed“), sondern tatsächlich bis ins Gebäude führt („Homes Connected“). Hintergrund: Dieser Anteil ist zuletzt zurückgegangen, was den Umstieg verzögert.
Reaktionen aus der Branche
- BREKO (Glasfaserverband): nennt das Papier ein wichtiges Signal für Milliardeninvestitionen.
- VATM (Wettbewerberverband): sieht darin eine Chance für mehr Transparenz und Wettbewerb, fordert aber aktives Eingreifen der BNetzA.
- Vodafone: lobt den Schritt als „Einleitung des DSL-Endes“ und als Motor für die Gigabit-Wende.
- ANGA (Breitbandverband): spricht von einem Grundstein für das dringend nötige Internet-Upgrade.
- Deutsche Telekom: reagiert zurückhaltend und betont, dass vor allem beim Zugang zu Gebäuden (NE4) dringend Verbesserungen nötig seien. Überraschend kritisiert sie außerdem, dass die alten Kabel-TV-Netze im Papier nicht erwähnt werden – obwohl diese deutlich mehr Energie verbrauchen als Glasfaser.
Nächste Schritte
Das BMDS hat ein Konsultationsverfahren gestartet. Telekommunikationsunternehmen, Länder, Kommunen und Bürger können bis zum 14. November Stellung nehmen und Vorschläge einreichen.

